Tigermücke

Bekämpfung der Tigermücke durch die Bevölkerung der Stadt Korntal

Im Rahmen einer erweiterten Mitgliedschaft des Landes Baden-Württemberg in der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) e.V. hat das Landesgesundheitsamt gemeinsam mit der KABS e.V. für 2024 zwei Pilotprojekte zu neuen Ansätzen der Tigermückenbekämpfung initiiert. Die Stadt Korntal-Münchingen ist ausgewählt worden, an der Pilotierung teilzunehmen.

Hier finden Sie Informationen zum Projekt in Korntal-Münchingen zur Bekämpfung der Asiatischen Tigermücke durch die Bevölkerung:

Die ersten Populationen der Asiatischen Tigermücke Aedes albopictus in Baden-Württemberg wurden bereits im Jahr 2015 in Freiburg im Breisgau und in Heidelberg nachgewiesen. Seitdem hat sich die Mücke vor allem entlang des Oberrheingrabens ausgebreitet, aber auch im mittleren Neckarraum, in der Rhein-Neckar-Region und am Bodensee ist sie bereits heimisch geworden. Erste Meldungen von Asiatischen Tigermücken aus der Bevölkerung in Korntal-Münchingen erreichten die Stadt und das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg (LGA) im Sommer 2021. Anwohner berichteten von einer starken Belästigung durch Mücken, sodass ein Aufenthalt im Garten kaum möglich war. Die durch den Klimawandel bedingten wärmeren Temperaturen führen zu heißeren Sommern und milderen Wintern. Dadurch verlängert sich die Stechmückensaison und es können sich höhere Populationsdichten entwickeln. Dies führt zu einer höheren Stechbelästigung für die Bevölkerung.

Problematisch ist nicht nur die Geschwindigkeit, mit der sich die Tigermücke in Baden-Württemberg etabliert, sondern auch die teilweise hohe Individuendichte der Populationen und die große räumliche Ausdehnung innerhalb von Gemeinden und Städten. Bekämpfungsansätze, die in den letzten Jahren von der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) e.V. entwickelt wurden und in ähnlicher Weise auch in anderen europäischen Ländern, wie z.B. Griechenland, angewendet werden, stoßen aufgrund ihres personalintensiven Ansatzes und der damit verbundenen hohen Kosten an ihre Grenzen. Diese Ansätze basieren darauf, dass in regelmäßigen Abständen von April bis Oktober Bekämpfungsmaßnahmen auf allen befallenen Grundstücken durch Mitarbeitende der bekämpfenden Organisation/Firma durchgeführt werden, begleitet von einem Monitoring über Eiablagefallen zur Messung des Bekämpfungserfolges. Mittlerweile sind einige der befallenen Flächen aber so groß, dass dieser Ansatz nicht mehr kosteneffektiv und durch vorhandenes Personal umgesetzt werden kann. Auch für kleinere Gebiete sind die Personalkosten relativ hoch, sodass sich nur wenige Gemeinden und Städte eine Bekämpfung leisten können.

Während das Ziel der Bekämpfung zunächst die Eliminierung der einzelnen Tigermückenpopulation war, geht es heute darum, die Individuendichte großflächig gering zu halten, um das Risiko für lokale Transmissionen und die starke Belästigung durch die tagaktive Stechmückenart zu reduzieren. Daher sind neue Ansätze erforderlich, um die Asiatische Tigermücke effektiv zu bekämpfen und das Risiko autochthoner Infektionen durch tropische Arboviren zu reduzieren. Eine wichtige Komponente ist zum einen die Einbindung von kommunalem Personal zur Bekämpfung von öffentlichen Grundstücken und sensibler Infrastruktur (z. B. Krankenhäuser, KiTas, Schulen, etc.) und zum anderen die Beteiligung der Bevölkerung zur Bekämpfung auf privaten Grundstücken und Gärten. Die Machbarkeit des Ansatzes der bevölkerungsbasierten Bekämpfung möchten wir gemeinsam mit der Stadt Korntal-Münchingen und der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) e.V. im Rahmen einer Pilotstudie untersuchen.

Nach den ersten Meldungen von Tigermücken aus der Bevölkerung in Korntal-Münchingen im Sommer 2021 startete die Stadt eine Informationskampagne zur Asiatischen Tigermücke mit Informationsmaterialien zur Vermeidung und Sanierung von Brutstätten. Im Jahr 2022 beauftragte die Stadt die Firma IcyBac GmbH mit der Überwachung und Bekämpfung der Asiatischen Tigermücke. Im Folgejahr entschied sich die Stadt Korntal-Münchingen aufgrund der hohen Kosten gegen eine weitere Bekämpfung. Stattdessen wurde als Wirkstoff ein Proteinkomplex angeboten, der aus dem Bakterium Bacillusthuringiensis israelensis (B.t.i.) gewonnen wird. Dieses biologisch abbaubare Präparat wirkt hochselektiv und ist nur für die Larven weniger Mückenarten tödlich. Für andere Tiere, wie z.B. Bienen, Hunde, Katzen, Igel, Vögel, Reptilien, Amphibien und natürlich auch für den Menschen ist der Wirkstoff völlig ungefährlich. Neben den kostenlosen B.t.i.-Tabletten stellte die Stadt auch eine geringe Anzahl von Fallen für ausgewachsene Tigermücken (Adulte) zur Verfügung.

Ziel des Pilotprojektes ist, die Umsetzungsbereitschaft und Effektivität von Schulungsansätzen zur bevölkerungsbasierten Bekämpfung der Asiatischen Tigermücke im Siedlungsbereich zu untersuchen, um ein Schulungskonzept für Baden-Württemberg zu entwickeln.

Dazu werden neben der Bekämpfung der Asiatischen Tigermücke die Kenntnisse, Einstellungen und Praktiken der geschulten Anwohnerinnen und Anwohner im Vergleich zu der nicht geschulten Bevölkerung im Rahmen einer Befragung ermittelt. Ein projektbegleitendes Monitoring/Überwachung der Asiatischen Tigermücke mittels Eiablage- und Mückenfallen soll Rückschlüsse auf mögliche Auswirkungen auf die Populationsdichten der Tigermücke ermöglichen.

Das Gebiet der Pilotstudie ist in vier Zonen eingeteilt. Bürgerinnen und Bürger der Stadt Korntal-Münchingen, die in den magenta- und blau-markierten Gebieten wohnen (siehe Abbildung 1), können an der Studie teilnehmen. Im gelb-markierten Gebiet führt die Stadt Korntal-Münchingen eine Bekämpfung durch. Das grün-markierte Gebiet dient als Kontrollgebiet für Eiablage- und Mückenfallen, um eine mögliche Einschleppung von Tigermücken von außerhalb ausschließen zu können.

In allen vier Zonen werden von Ende Mai bis Mitte Oktober 2024 Eiablage- und Mückenfallen aufgestellt, um einen Überblick über die Verbreitung und die Populationsdichte der Asiatischen Tigermücke zu erhalten. Die Fallen werden alle zwei Wochen kontrolliert und vom LGA ausgewertet.

Magentafarbenes Gebiet:

Die Teilnehmenden erhalten eine praktische Schulung zur Bekämpfung der Asiatischen Tigermücke im Zeitraum vom 11. bis 13. April 2024. Im Anschluss daran wird jeweils im Mai und September eine Befragung durchgeführt mit
a) Fragen zum Wissensstand über Aedes albopictus,
b) Fragen zur Wirksamkeit, Nützlichkeit, Wichtigkeit und Durchführbarkeit von eigenständig durchgeführten Bekämpfungsmaßnahmen und
c) Fragen zu aktuell durchgeführten Bekämpfungsmaßnahmen und möglichen Gründen für nicht durchgeführte Maßnahmen.

Auf diese Weise sollen die Erfahrungen und die Relevanz der Schulung für die Bekämpfung der Tigermücke aus der Sicht der Teilnehmenden ermittelt werden. Am Ende des Projekts wird eine abschließende Befragung durchgeführt, um ein Gesamtfazit zur Mückensaison und zur Schulung zu entwickeln.

Blaues Gebiet:

Die Teilnehmenden erhalten keine zusätzliche Schulung durch die KABS, nehmen allerdings an der gleichen Befragung im Mai und im September teil wie die Teilnehmenden aus dem magentafarbenen Gebiet. Das Ziel ist, mögliche Unterschiede zwischen geschulten und ungeschulten Teilnehmenden zu erfassen.

Aufklärungsvideo

Hier finden Sie die Links zu den Aufklärungsvideos von der KABS e.V.

Allgemeine Informationen zur Asiatischen Tigermücke

Umgang mit Brutstätten der Asiatischen Tigermücke

FAQ

Häufig gestellte Fragen zur Asiatischen Tigermücke

Nach der Gelbfiebermücke ist die Tigermücke der wichtigste Überträger von Arboviren. Sie kann zahlreiche Krankheitserreger wie das Dengue-, Zika- und Chikungunya-Virus übertragen. Daher zählt sie als potenzieller Krankheitsüberträger zu den Gesundheitsschädlingen.

Die Tigermücke vermehrt sich in Wasseransammlungen, zum Beispiel in Regentonnen, Eimern, Gießkannen, Blumentöpfen, Untersetzern, Schirmständern, Gullys, verstopften Regenrinnen, Autoreifen oder Baumbewässerungssäcken. Die Larven in den Eiern sind trocken- und kälteresistent, so können sie überwintern und im nächsten Jahr schlüpfen. Belebte Gartenteiche mit Fischen oder Molchen sind keine Brutstätten. Vogel- und Igeltränken sind unbedenklich, wenn das Wasser mindestens alle fünf Tage gewechselt wird.

Beseitigen oder sanieren Sie alle Brutstätten!

  • Gießkannen, Eimer, Blumenkübel umdrehen oder einlagern,
  • Untersetzer vermeiden,
  • Gullys mindestens einmal im Monat mit Bti-Tabletten behandeln,
  • Regentonnen mit Bti-Tabletten behandeln und anschließend mit einem Fliegennetz (mit Kordel oder Gummiband) lückenlos abdecken. Regentonnendeckel sind undicht und kontraproduktiv, da sie die Vermehrung fördern.

Von April bis September: 
Behandeln Sie alle Brutstätten auf Ihrem Grundstück, die Sie nicht beseitigen können, alle drei Wochen mit Bti-Tabletten.

Nach der Mückensaison: 
Achten Sie unbedingt darauf, dass alle Behälter vor dem Winter gründlich gereinigt werden, um Überwinterungseier zu entfernen. Dazu bürsten Sie die Behälter gründlich aus und spülen sie anschließend mit Wasser aus.

Bti ist ein biologisches Mittel (Protein), das Mückenlarven abtötet, aber anderen Tieren, Menschen und Pflanzen nicht schadet. Das Wasser kann weiterhin zum Gießen verwendet werden. Eine der zehn Bti-Tabletten im Blister reicht für die Behandlung von 50 Litern Wasser (siehe Beipackzettel).