HIV
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Erreger: HIV = Human Immunodeficiency Virus; RNA-Virus (Retrovirus). HIV wird unterschieden in HIV-1 (überwiegend in Deutschland) und HIV-2.
Die Erkrankung, die durch HIV ausgelöst wird, wird als AIDS (acquired immune deficiency syndrome) bezeichnet und geht mit einer Zerstörung des menschlichen Abwehrsystems einher. Aus diesem Grunde kann es bei Erkrankten zu lebensbedrohlichen Infektionen oder zur Bildung von Tumoren kommen.
Zahl der Infektionen in Deutschland:
In Deutschland leben etwa 91.400 Menschen, die mit HIV infiziert sind. (Geschätzte Zahl für das Jahr 2020 lt. RKI)
Jeder Infizierte ist lebenslang ansteckungsfähig.
HIV steht für die Abkürzung „Humane Immundefizienz Viren“. Der Name des Virus beschreibt, dass die Viren das menschliche Immunsystem, also die eigene Abwehr gegen Krankheitserreger, schädigt. Es wird in zwei Virus Typen unterschieden: HIV-1 und HIV-2.
Wird die Infektion mit dem HI-Virus nicht behandelt, wird die körpereigene Abwehr immer schwächer. Der Körper kann sich gegen Krankheitserreger nicht mehr schützen und es kommt sehr häufig zu weiteren lebensbedrohlichen Infektionen. Man spricht dabei von „opportunistischen Infektionen“. Treten diese opportunistischen Infektionen auf, spricht man von der Erkrankung AIDS. AIDS steht für die englische Abkürzung Acquired Immune Deficieny Syndrome. Übersetzt bedeutet das: erworbenes Immunschwächesyndrom.
Neben den opportunistischen Infektionen gibt es weitere Erkrankungen, die, wenn Sie bei einer bestehenden HIV Infektion auftreten, die Erkrankung AIDS definieren. Diese werden als AIDS-definierende Erkrankungen bezeichnet.
Zu den opportunistischen Infektionen gehören zum Beispiel eine bestimmte Form der Lungenentzündung (Pneumocystis jirovecii) oder Entzündung der Speiseröhre (Ösophagitiden), die durch Pilze verursacht wird, sowie Erkrankungen, die das Nervensystem betreffen.
Zu den AIDS-definierenden Erkrankungen gehört zum Beispiel die aktive Tuberkulose oder Krebserkrankungen, wie das Sarkosi-Sarkom oder B-Zell-Lymphome.
MERKE: Das Virus trägt die Abkürzung HIV. Kommt es mit der Infektion mit HIV zu opportunistischen Krankheiten oder zu AIDS-definierenden Erkrankungen, spricht man von AIDS.
HIV ist weltweit verbreitet. Die Zahlen und Daten zu HIV können beim Robert-Koch-Institut eingesehen werden (SurvStat).
HIV wird durch Blut und andere infektiöse Körperflüssigkeiten, wie Sperma, Vaginalsekret, und dem Flüssigkeitsfilm auf der Darmschleimhaut, übertragen.
Übertragungen möglich durch:
- ungeschützten analen, oralen oder vaginalen Geschlechtsverkehr (häufigster Übertragungsweg). Wichtig zu wissen: Bestehen bereits andere sexuell übertragbare Infektionen, ist das Risiko, sich beim Geschlechtsverkehr mit HIV anzustecken, stark erhöht
- Gemeinsames Benutzen von Spritzbesteck bei Drogengebrauch
- Während der Schwangerschaft ist eine Übertragung kurz vor der Geburt, vor allem jedoch während der Geburt möglich. Nach der Entbindung ist die Übertragung durch Stillen möglich
Es besteht keine Ansteckungsgefahr durch:
- Zusammenarbeiten und Zusammenwohnen
- Küssen, Händedruck, Umarmen, Streicheln
- Spielen und Sport
- Anhusten und Anniesen
- Benutzen derselben Teller, Gläser, Bestecke
- Gemeinsames Benutzen von Toiletten, Handtüchern, Bettwäsche
- Gemeinsames Benutzen von Schwimmbädern und Saunen
MERKE: HIV wird durch Blut und andere infektiöse Körperflüssigkeiten übertragen. Im Alltag besteht keine Ansteckungsgefahr, auch nicht beim Niesen, Husten, Umarmen, Küssen und Händeschütteln.
HIV sind Viren, die, wie die meisten Viren, eine Wirtszelle brauchen, um sich vermehren zu können. Das Virus schleußt sich in die Zelle ein und überschreibt den genetischen Code, der in der Zelle liegt. Dadurch produziert die Wirtszelle neue Viruszellen. Das HI-Virus hat sich für die eigene Vermehrung Zellen des Immunsystems „ausgesucht“, die T-Helferzellen. Dadurch werden Zellen, die für die Abwehr von Krankheiten für den menschlichen Körper wichtig sind, zerstört. Das Immunsystem wird geschädigt und das Virus breitet sich weiter aus.
Die Infektion verläuft in verschiedenen Phasen:
Akute Phase der Infektion: Die maximale Viruslast nach sexueller Exposition tritt im Durchschnitt nach ca. 2,5 Wochen auf.
MERKE: Die Virusmenge in Blut oder Sperma ist in der akuten Phase der Infektion hoch und nimmt dann im Verlauf der nächsten Wochen wieder ab!
Symptomfreies Stadium/ chronische Infektion: Nach Abklingen der akuten Phase nimmt die Viruslast (Menge des Virus in Blut und Sperma) ab. Ca. 4-8 Wochen nach Infektion beginnt das körpereigene Immunsystem mit der Bildung von Antikörpern gegen HIV. In seltenen Fällen können sich Antikörper auch erst später bilden. Man spricht bei diesem Zeitraum auch von einer diagnostischen Lücke.
MERKE: 12 Wochen (3 Monate) nach sexueller Exposition haben sich bei nahezu allen Infizierten messbare Antikörper gegen HIV gebildet.
Die Beschwerden (Symptome) in den einzelnen Infektionsphasen sind unterschiedlich:
- Akute Phase: 6 Tage bis 6 Wochen nach der Infektion tritt bei einem Teil der Infizierten ein unspezifisches akutes Krankheitsbild eines viralen Infektes mit grippeähnlichen Beschwerden auf: Kopf-, Hals- und Muskelschmerzen, leichtes Fieber, Hautausschlag, Lymphknotenschwellungen. Das Krankheitsbild hält nur kurz an und wird vom Betroffenen oft nicht bemerkt oder für unbedeutend gehalten. Die Symptome treten durch die in dieser Phase hohe Viruslast auf.
- Symptomfreies Stadium: Nach der Phase der akuten Infektion erfolgt ein symptomfreies Stadium der HIV-Infektion. Dieses kann Monate bis viele Jahre dauern. Symptome der chronischen HIV-Infektion zeigen sich meist als unspezifische Störungen des Allgemeinbefindens. Die individuellen Verläufe und Krankheitsbilder sind von bemerkenswerter Vielfältigkeit. Allen Patienten gemeinsam ist die ausgeprägte und irreversible Störung der zellulären Immunabwehr, d.h. die Anfälligkeit für Infektionen oder Krebserkrankungen steigt stark an.
- AIDS: Kommen durch das geschwächte Immunsystem weitere Erkrankungen wie z. B. Lungenentzündung, neurologische Erkrankungen oder bestimmte Krebsarten (Kaposi-Sarkom) hinzu, spricht man vom AIDS-Vollbild.
MERKE: Das Virus vermehrt sich, indem es den genetischen Code der Körperzellen verändert. Das Immunsystem wird dadurch geschädigt und es treten je nach Phase der Infektion unterschiedliche Symptome auf.
JA:
HIV ist mit den heute zur Verfügung stehenden Medikamenten zwar noch nicht heilbar aber sehr gut behandelbar. Es stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die das Virus daran hindern, sich weiter zu vermehren.
Bei erfolgreicher Therapie kann HIV nicht mehr übertragen werden.
Bei erfolgreicher Therapie wird das Immunsystem nicht weiter beschädigt.
Hinsichtlich des Behandlungsbeginns und der Art und Weise sollte eine Beratung im Rahmen einer ärztlichen Sprechstunde stattfinden.
Arztsuche - Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (arztsuche-bw.de)
Kondome sind ein sicherer Schutz vor einer Infektion mit HIV (Safer Sex). Wichtig dafür ist die richtige Anwendung.
Der Kondom-Check:
- Damit das Kondom gut schützen kann, sollten vor der Anwendung folgende Fragen überprüft werden: Passt das Kondom? (Es sind verschiedene Größen im Handel)
- Hat das Kondom ein CE-Siegel?
- Liegt das aufgedruckte Verfallsdatum noch in der Zukunft?
- Wurde das Kondom bei Zimmertemperatur aufbewahrt?
- Ist das Luftpolster der Kondomverpackung spürbar?
Nur, wenn alle Fragen mit Ja beantwortet werden, ist der Schutz bei der Anwendung des Kondoms gewährleistet.
Was sollte ich bei der Nutzung von Kondomen sonst noch wissen?
- Bei der Anwendung von Kondomen sollten nur fettfreie Gleitmittel verwendet werden. Fetthaltige Mittel verändern das Material von Latexkondomen und machen es durchlässig für Krankheitserreger
- Niemals zwei Kondome übereinander ziehen. Durch die starke Reibung werden die übereinander gezogenen Kondome leicht zerstört. Bei einem hohen Sicherheitsbedürfnis können extra starke und reißfeste Kondome benutzt werden
MERKE: Kondome schützen nicht nur vor einer Infektion mit HIV sondern schützen auch vor einer Ansteckung mit anderen sexuell übertragbaren Infektionen.
Auch mit der PräExpositionsprophylaxe (PrEP) lässt sich das Risiko einer Ansteckung mit HIV stark reduzieren. Die PrEP wird in Tablettenform eingenommen und ist Verschreibungspflichtig. Sie wird vor einem substantiellen HIV-Infektionsrisiko eingenommen.
Seit September 2019 haben gesetzlich Versicherte einen Anspruch auf eine PrEP. Die PrEP ist eine HIV-Präventionsmethode, bei der HIV-negative Personen ein bereits seit vielen Jahren für die HIV-Therapie zugelassenes Medikament (Tenofovirdisoproxil + Emtricitabin, TDF/FTC) einnehmen, um sich vor einer HIV-Infektion zu schützen. Der gesetzliche Anspruch auf PrEP umfasst die Beratung und die Versorgung mit den Arzneimitteln als auch die erforderlichen Untersuchungen. In BW wird die PrEP in Praxen mit besonderem Schwerpunkt auf HIV verschrieben. Arztsuche - Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (arztsuche-bw.de)
Während der Einnahme der PrEP sind regelmäßige Gesundheitsüberprüfungen wichtig, wie z.B. die Kontrolle von Nierenwerten im Blut.
MERKE: Mit der Einnahme der PrEP besteht kein Schutz vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Die Anwendung von Kondomen wird während der Einnahme der PrEP dringend empfohlen.
Die Postexpostionsprophylaxe (PEP) kann nach einem relevanten Risiko in Frage kommen. Wenn die PEP in Frage kommt, sollte diese so schnell wie möglich eingenommen werden um das Risiko der Ansteckung möglichst gering zu halten.
Intravenös Drogenabhängige dürfen das Spritzbesteck nicht tauschen und müssen steriles Besteck, einen eigenen Löffel und eigene Filter benutzen (Safer Use).
HIV-infizierte Schwangere erhalten eine spezielle medizinische Behandlung.
Um sich auf HIV zu testen gibt es verschiedene Testmöglichkeiten.
Ein HIV-Test zum Ausschluss einer HIV-Infektion ist - wenn ein HIV-Labor-Test der 4. Generation eingesetzt wird – in der Regel sechs Wochen nach dem möglichen Infektionszeitpunkt möglich. Dagegen lässt sich eine Ansteckung mit HIV schon deutlich früher nachweisen. Um dies zu klären, ist eine gute Beratung vor dem HIV-Test notwendig.
Wird ein HIV-Schnelltest verwendet, muss zwischen Risikosituation und Testung immer eine Wartezeit von zwölf Wochen eingehalten werden.
HIV kann durch einen direkten Nachweis (Virus oder Virusbestandteile) oder durch einen indirekten Nachweis (die durch die Immunreaktion hervorgerufenen Antikörper) nachgewiesen werden.
- Direkter Nachweis: Antigennachweis (p24), Nukleinsäurenachweis mittels PCR (HIV-1), Virusanzucht
- Indirekter Nachweis: Antikörper-Suchtest: ELISA (HIV-1 und HIV-2), Schnelltest, Antikörperbestätigungstest: Western-Blot
- Der Kombinationstest oder HIV-Antikörpertest der 4. Generation sucht sowohl nach direktem (p-24 Antigen) und nach indirektem (HIV-Antikörper) Nachweis.
Ab wann kann mit welchem Testverfahren getestet werden?
PCR-Test: ab Tag 11 nach Risikokontakt, bzw. nach 1,5 Wochen: misst die Viruslast von HIV-1 in der Phase der akuten Infektion.
P24Test: ab Tag 14, bzw. nach 2 Wochen: Antigennachweis von HIV-1.
Kombinationstest: ab Tag 14 bis Tag 90: Antigen und Antikörpertest
Antikörpertest:ab Tag 90, bzw. nach 12 Wochen: misst die durch das körpereigene Immunsystem gebildeten Antikörper gegen HIV.
HIV-Schnelltests zur Eigenanwendung: Selbsttests können in Drogerien, Apotheken, über die lokalen AIDS-Hilfen, über die Deutsche AIDS-Hilfe und über eine Online-Bestellung erworben werden. Eine Beratung und Testung in der Fachberatungsstelle ist jedoch zu empfehlen.
Internetseiten der Deutschen AIDS-Hilfe
Paul-Ehrlich-Institut: HIV-Selbsttest
MERKE: Werden moderne Suchteste der 4. Generation verwendet, die neben Antikörpern auch HIV-Antigene nachweisen (Kombinationstest), ist ein sicherer Nachweis in der Regel schon nach maximal 6 Wochen möglich. (HIV pos.)
Damit gilt auch, dass 6 Wochen nach möglicher Exposition durch ein negatives Ergebnis im HIV-Antikörper-/Antigen-Suchtest der 4.Generation eine Infektion mit großer Sicherheit ausgeschlossen werden kann. (HIV neg.)
MERKE: Ein negatives Testergebnis bei Antikörpertest ist im diagnostischen Fenster (Testzeitpunkt unter 12 Wochen nach Infektion) nicht sicher und muss nach Ablauf von 12 Wochen nach Risikokontakt wiederholt werden.
Das Infektionsschutzgesetz in Deutschland gibt vor, dass Laborergebnisse, die HIV nachgewiesen haben, vom Labor oder der Ärzteschaft an das RKI gemeldet werden müssen.
Die Meldung erfolgt immer nichtnamentlich (anonym).
Menschen mit einer HIV Infektion erfahren bis heute Diskriminierung und Ausgrenzung in allen Lebensbereichen
Um so wichtiger ist es, Bescheid zu wissen und darüber informiert zu sein, wie es zu einer möglichen Ansteckung kommen kann. Denn häufig entsteht Diskriminierung und Abgrenzung aus Angst und Unwissenheit.
So ist zu Beispiel die Angst, sich im alltäglichen Umgang mit HIV-infizierten Menschen anstecken zu können, völlig unberechtigt. HIV gehört zu den eher schwer übertragbaren Krankheitserregern.
Es besteht keine Ansteckungsgefahr durch:
- Zusammenarbeiten und Zusammenwohnen
- Küssen, Händedruck, Umarmen, Streicheln
- Spielen und Sport
- Anhusten und Anniesen
- Benutzen derselben Teller, Gläser, Bestecke
- Gemeinsames Benutzen von Toiletten, Handtüchern, Bettwäsche
- Gemeinsames Benutzen von Schwimmbädern und Saunen
Viele Menschen, die sich mit HIV infiziert haben, sprechen aus Angst vor Diskriminierung und Ausgrenzung häufig nicht über ihre Infektion. Diese Angst ist durchaus nachvollziehbar. Ein respektvoller und wertschätzender Umgang miteinander kann auch dazu beitragen, dass die Angst, über eine bestehende Infektion zu sprechen, sinkt. Mit einer offenen Kommunikation lässt sich auch das Risiko, sich anzustecken, reduzieren.
MERKE: Bescheid zu wissen, wie sich das Virus verbreitet, wie eine Infektion behandelt werden kann und wie ich mich und andere schützen kann, trägt dazu bei, Angst und Unsicherheit vor HIV zu verringern und wertschätzend und respektvoll Menschen mit einer HIV-Infektion zu begegnen.
Kontakt
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Für Beratungen und Testungen wenden Sie sich bitte an die STI-Beratungsstellen.
Adressen und Telefonnummern finden Sie hier:
Adressen und Öffnungszeiten der Aids/STI-Beratungsstellen der Gesundheitsämter (PDF; 54 KB)