Schwangerschaftsdiabetes
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Schwangerschaftsdiabetes oder Gestationsdiabetes ist eine Störung des Blutzuckerstoffwechsels (Glucoseintoleranz) des Körpers, die während der Schwangerschaft aufgrund hormoneller Veränderungen auftreten kann und mit dauerhaft zu hohen Blutzuckerwerten sowie mit erheblichen Schwankungen des Blutzuckerspiegels einhergeht und damit zu Komplikationen bei Mutter und Kind führen kann.
Potenziell kann jede Schwangere einen Schwangerschaftsdiabetes entwickeln. Es gibt jedoch Faktoren, die das Risiko erhöhen. Hierzu gehören u.a.: Übergewicht, Alter über 35 Jahre, Vitamin D Mangel, psychischer Stress, frühere Schwangerschaft mit Schwangerschaftsdiabetes sowie genetische Faktoren.
Der Schwangerschaftsdiabetes gehört zu den häufigsten Komplikationen, die während einer Schwangerschaft auftreten können. Ein Schwangerschaftsdiabetes macht keine Beschwerden. Man muss aktiv während der Schwangerschaft mittels Screening danach suchen.
Schwangerschaftsdiabetes muss nicht bedeuten, dass die betroffene Frau dauerhaft zuckerkrank ist oder dauerhaft bleibt, wie bei einem Diabetes Typ1 oder Typ 2. Bei der Mehrzahl der Frauen normalisieren sich die Blutzuckerwerte nach der Geburt des Kindes wieder. Es besteht jedoch ein höheres Risiko, später einen Diabetes mellitus zu entwickeln.
Es ist möglich, der Entwicklung eines Schwangerschaftsdiabetes vorzubeugen und aktiv entgegenzuwirken.
Falls ein Schwangerschaftsdiabetes oder eine Glucosetoleranzstörung während der Schwangerschaft auftritt, müssen therapeutische Maßnahmen durchgeführt werden. Insbesondere ist es wichtig, auch nach der Geburt dran zu bleiben und weiterhin auf Gewicht, Ernährung und Bewegung zu achten sowie Blutzuckerkontrollen durchzuführen.
MERKE:
- Schwangerschaftsdiabetes ist eine Sonderform des Diabetes mellitus.
- Schwangerschaftsdiabetes heißt in der Fachsprache Gestationsdiabetes.
- Mögliche Folgen für die Mutter: dauerhafter Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf Erkrankungen.
- Mögliche Folgen für das Kind: Übergewicht, Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf Erkrankungen.
- Ganz wichtig: Nachsorge mit Kontrollen des Blutzuckers.
- Die Wahrscheinlichkeit einen Diabetes zu entwickeln ist 3-6 Jahre nach Geburt am höchsten.
- Bei einer weiteren Schwangerschaft wird ein frühzeitiges erneutes Diabetes Screening empfohlen.
Flyer und Poster zu Schwangerschaftsdiabetes
Einer der wichtigsten Faktoren, um einem Schwangerschaftsdiabetes vorzubeugen ist eine gesunde Lebensweise mit entsprechend ausgewogener Ernährung und sportlicher Aktivität. Eine Übergewichtigkeit ist unbedingt zu vermeiden. Falls bereits ein Übergewicht besteht, dieses richtet sich nach Kriterien des Bodymass Index (BMI), sollte im jedem Fall eine Gewichtsreduktion idealerweise bereits vor Eintritt der Schwangerschaft erfolgen.
5 Punkte zur Vorbeugung:
- Ernährung (viel frisches Obst und Gemüse, Vollkornprodukte).
- Ausreichende Bewegung.
- Wasser trinken, anstatt zuckerhaltige Getränke.
- Verzicht auf Alkohol und Nikotin.
- Schwangerschaftsdiabetesberatung/Screening durch den betreuenden Frauenärztin oder Frauenarzt.
Ein Schwangerschaftsdiabetes macht keine Beschwerden. Man muss aktiv während der Schwangerschaft danach suchen. Dies geschieht durch den betreuenden Frauenarzt/ärztin im Rahmen eines Screenings und erfolgt in der Regel im Zeitraum zwischen der 24. bis zur 28. Schwangerschaftswoche. Dieses Screening birgt keine Risiken für Mutter oder Kind.
Liegen Risiken vor, sollte möglichst bereits in der Frühschwangerschaft (1. Trimenon) eine Blutzuckeruntersuchung durchgeführt werden. Eine solche Untersuchung ist nicht Bestandteil der vorgeschriebenen Untersuchungen während der Schwangerschaft, weshalb eine gute Kommunikation zwischen Arzt/ Ärztin und Patientin stattfinden sollte.
Falls ein Diabetes festgestellt wurde, ist eine Vorstellung beim Diabetologen und bei einer Ernährungsberatung sinnvoll.
Während der Schwangerschaft kommt es bei zu hohen Blutzuckerspiegeln der Mutter dazu, dass auch ein vermehrter Zuckertransport über die Nabelschnur von der Mutter zum Kind erfolgt. Das Kind produziert nun über seine Bauchspeicheldrüse Insulin. Insulin senkt aber nicht nur den Blutzuckerspiegel, sondern ist auch ein Wachstumsfaktor. Aus diesem Grund kann es zu einem übermäßigen Wachstum des Kindes kommen.
Dieses Wachstum zeigt sich weniger an Armen und Beinen, als am Bauchumfang des Kindes, dem Fettgewebe. Während der Geburt besteht somit ein höheres Risiko für Geburtsverletzungen bei Mutter und Kind.
Die Verarbeitung des Zuckers bei dem Kind führt zu einer hohen Stoffwechselaktivierung. Nach der Geburt kann es aus diesem Grund unter Anderem zu Atemschwierigkeiten und Unterzuckerung kommen.
Ein nicht erkannter oder nicht behandelter Schwangerschaftsdiabetes kann während der Schwangerschaft, bei Geburt und auch nachgeburtlich zu vielfältigen Komplikationen und u.U. zu Langzeitschäden bei Mutter und Kind führen.
Wichtig zu wissen ist, dass ca.50% aller Frauen die einen Schwangerschaftsdiabetes hatten, innerhalb von 10 Jahren einen manifesten Diabetes entwickeln, obwohl sich die Blutzuckerwerte unmittelbar nach Geburt normalisierten. 20 % aller Frauen entwickeln eine Glucosetoleranzstörung, die man durch präventive Maßnahmen entgegen treten kann. Damit einhergehend besteht ein erhöhtes Risiko für Herz/ Kreislauferkrankungen, wie beispielsweise für Herzinfarkt, Schlaganfall oder ein metabolisches Syndrom. Bei erneuter Schwangerschaft besteht ein 40%iges Risiko, wieder einen Schwangerschaftsdiabetes zu entwickeln. Um dem entgegenzuwirken, sollte auf die Gewichtsentwicklung, Ernährung und auf regelmäßige Bewegung geachtet werden. Weiterhin sollten deshalb regelmäßige Kontrollen des BZ-Spiegels durchgeführt werden. Auf Nahrung und Bewegung sollte weiterhin geachtet werden. Eine schnelle Gewichtszunahme ist zu vermeiden.
Kam es während der Schwangerschaft zu einem Schwangerschaftsdiabetes, ist es wichtig, weiterhin Kontrollen durchführen zu lassen.
An regelmäßige Blutzuckerkontrollen denken: 6–12 Wochen nach Geburt sollte ein Blutzuckertest erfolgen.
- Dranbleiben: Alle 1-3 Jahre erneut den Blutzucker testen lassen
- Bei einer Glucosetoleranzstörung in Kontakt mit einem diabetologisch erfahrenen Arzt bleiben
- Gesundheitsbewusste Ernährung, ausreichend Bewegung, auf Gewicht achten
- Kontrolltermine im Auge behalten oder sich erinnern lassen (z.B. per Mail, Handytermin, Nachricht, Anruf)
Eine Übersichtstabelle über die durchgeführten und ausstehenden Untersuchungen kann dabei helfen, dass die Nachsorge nicht in Vergessenheit gerät. Dafür ist der neue Flyer des Landesgesundheitsamtes ‚Nach Schwangerschaftsdiabetes - Dranbleiben!‘ gedacht.
Zu diesem Zweck kann der Flyer samt Erinnerungstabelle über einen QR Code heruntergeladen und beispielsweise in das kinderärztliche Untersuchungsheft eingelegt werden. Die Tabelle soll dabei helfen, auch noch Jahre nach der Geburt Kontrollen für die Mutter im Blick zu haben und an ein frühzeitiges Handeln bei erneuter Schwangerschaft zu erinnern.
Stillen ist für Mutter und Kind eine wertvolle und verbindende Erfahrung. Ungeachtet dessen hilft das Stillen des Babys, das Risiko für einen dauerhaften (manifesten) Diabetes zu verringern. Um dies zu erreichen, sollte mindestens 3 Monate lang bestenfalls voll gestillt werden.
Frauen, die einen Schwangerschaftsdiabetes in einer Schwangerschaft entwickelt haben, haben ein erhöhtes Risiko in einer folgen Schwangerschaft erneut einen Diabetes zu entwickeln.
Die Wahrscheinlichkeit steigt mit der
- Anzahl der Schwangerschaften,
- dem Übergewicht,
- einer in der vorherigen Schwangerschaft erfolgten Insulintherapie,
- einem vor der 24. SSW aufgefallenen Diabetes in der vorherigen Schwangerschaft.
Der Anteil der schwangeren Frauen, bei denen Gestationsdiabetes festgestellt wurde, ist von 1 % im Jahr 2001 (Quelle RKI) und auf 5,97% im Jahr 2017(DDG) gestiegen. Damit gehört er zu den häufigsten Komplikationen, die während einer Schwangerschaft auftreten können. Etwa jede fünfte Frau, die einen Schwangerschaftsdiabetes während der Schwangerschaft hatte, entwickelt bereits im ersten Jahr nach der Geburt eine Erhöhung der Blutzuckerwerte unter Zuckerbelastung (Vorstufe eines Diabetes Typ 2). Etwa jede zweite Frau nach Schwangerschaftsdiabetes erkrankt in den ersten 10 Jahren nach der Geburt trotz normaler Blutzuckerwerte unmittelbar nach Geburt an einem Diabetes mellitus. Das Risiko nach Schwangerschaftsdiabetes bei erneuter Schwangerschaft, wieder einen Schwangerschaftsdiabetes zu entwickeln beträgt etwa 40 % beträgt. Etwa zweimal so hoch ist im Vergleich zu Frauen ohne Schwangerschaftsdiabetes das Erkrankungsrisiko für Herz-/Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Die Wahrscheinlichkeit steigt mit
- der Anzahl der Schwangerschaften,
- dem Übergewicht,
- einer in der vorherigen Schwangerschaft notwendigen Insulintherapie oder
- einem früh vor der 24. Schwangerschaftswoche aufgefallenen Diabetes in vorangegangenen Schwangerschaften.